Freitag, 1. Juli 2016

BCCG fordert Verhandlungen mit Weitsicht - negative wirtschaftliche und gesellschaftliche Folgen durch Brexit müssen vermieden werden

Pressemitteilung
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BCCG fordert Verhandlungen mit Weitsicht, Besonnenheit und Pragmatismus – negative  wirtschaftliche und gesellschaftliche Folgen durch den Brexit  müssen vermieden werden

Über 600.000 Menschen in Deutschland und Großbritannien sind unmittelbar vom Brexit betroffen

Erste negative wirtschaftliche Folgen des Brexit zeichnen sich bereits jetzt ab, denn die Verflechtung der Wirtschaftskraft von Großbritannien und Deutschland ist ausgesprochen intensiv: Geschätzt haben etwa 2.500 deutsche Unternehmen Betriebsstätten mit knapp 400.000 Beschäftigten in Großbritannien. Umgekehrt sind etwa 1.200 britische Unternehmen mit 220.000 Beschäftigten in Deutschland ansässig. Die Britische Handelskammer in Deutschland (BCCG) fordert deshalb alle aktiv beteiligten Personen und Institutionen auf, bei den laufenden Verhandlungen Weitsicht, Besonnenheit und Pragmatismus walten zu lassen. Die Verhandlungen zwischen der EU und Großbritannien über die Modalitäten des Austritts und der Beziehungen sollten wegweisend wirken. Sie dienen dazu, die Handels- und Wirtschaftsbeziehungen auch nach dem Brexit möglichst ungehindert fortzusetzen. Denn es geht um Arbeitsplätze und Handel. Dies ist besonders im Interesse der Deutschen, der Briten und eben aller Europäer.

Die Menschen in Großbritannien und in Europa müssen wieder Vertrauen in die Politik finden, gerade auch durch Verhandlungen mit Augenmaß. „Es geht nicht alleine nur darum, negative wirtschaftliche Auswirkungen zu vermeiden. Es geht um nicht weniger als das Vertrauen der Bürger in Politik und ihre Institutionen zurückzugewinnen und nicht nur einen Riss durch die angelsächsische Gesellschaft zu verhindern, sondern eine Spaltung Europas“, sagt Andreas Meyer-Schwickerath, Geschäftsführer der BCCG. 

Die Bedeutung Großbritanniens für den deutschen Im-und Export:

·     Großbritannien ist die zweitgrößte Volkswirtschaft in der EU mit einem Bruttosozialprodukt von 2,5 Billionen Euro.

·     Für Deutschland ist Großbritannien das drittgrößte Exportland nach USA und den Niederlanden

·     der bilaterale Handel inkl. Dienstleistungen betrug 2015 insgesamt 183 Mrd. Euro – ein Anstieg von ca. 7% gegenüber 2014.

·       Der Warenverkehr betrug insgesamt 136 Mrd. €

o   Die britischen Exporte nach Deutschland liegen bei etwa 41 Mrd. €,

o   Die deutschen Exporte nach Großbritannien liegen bei ca. 95 Mrd. €.

·       Der Austausch an Dienstleistungen betrug insgesamt 47 Mrd. €

o   Britische Dienstleistungen nach Deutschland 23 Mrd. €,

o   deutsche nach Großbritannien 24 Mrd. € betrugen.

·       Insgesamt gehen über 50 Prozent des Exportes aus Großbritannien in die EU

·       Deutschland ist das wichtigste Land für die Exporte aus Großbritannien.


Brexit ist ein Warnschuss für die EU – weitermachen wie bisher ist keine Option
 

Der Brexit spaltet das Vereinigte Königreich in mehrfacher Hinsicht. Dabei ist das knappe Votum mit 52% für und 48% gegen den Austritt nur eine Betrachtungsweise. „Viel gravierender sind die Wahlergebnisse bei geographischer als auch bei der Betrachtung der unterschiedlichen Altersgruppen. Großbritannien steht vor der Mammutaufgabe die entstandenen Gräben wieder zuzuschütten“, sagt Andreas Meyer-Schwickerath. Gleiches gilt für die EU, denn weitermachen wie bisher wird keine Option sein.

Es besteht die Gefahr, dass die politisch zentrifugalen Kräfte in den anderen Mitgliedsländern, u.a. auch in Frankreich und Deutschland, zunehmen. Die Hauptargumente der britischen Pro-Brexit-Kampagne werden auch dort thematisiert: Unruhe wegen hoher Immigration und geringem Wachstum, der Wunsch nach größerer politischer Eigenverantwortung, und die weitverbreitete Auffassung, dass die Eliten sich von den Wählern entfernt haben.

„Wir hoffen daher auf notwendige Weitsicht sowohl bei den anstehenden Verhandlungen zwischen der EU und Großbritannien als auch bei den notwendigen Reformen der EU. Es steht viel auf dem Spiel, diesseits und jenseits des Kanals, aber es ist machbar“, sagt Andreas Meyer-Schwickerath.   

Der überwiegende Anteil der BCCG-Mitglieder teilt die Auffassung, dass sich die vielfältigen globalen Herausforderungen nur multilateral lösen lassen. Entsprechend fördert  die BCCG den multilateralen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Austausch, um so einen Beitrag zur Lösung zu leisten. „Entsprechend gelingt es der Politik derzeit nicht, die breite Masse der Gesellschaft abzuholen. Weder in Großbritannien noch innerhalb der Mitgliedstaaten der EU. Das muss sich ändern. Andernfalls steht die europäische Einigung als Ganzes zur Disposition“, sagt Andreas Meyer-Schwickerath, Geschäftsführer der BCCG. 

Reformen sind notwendig, um das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in diese Institution wiederzubeleben. Nur so hat die EU eine langfristige Perspektive. Nur so lassen sich gemeinsam die globalen Herausforderungen meistern. Das belegt auch eine repräsentative Umfrage die die BCCG bei FORSA Ende 2015 in Auftrag gegeben hat. Demnach spricht sich eine Mehrheit der Deutschen sowohl für Reformen als auch für Referenden aus. 

Die Ergebnisse der Forsa-Umfrage im Auftrag der BCCG

·       64% der Befragten befürworten Vetorechte für  nationale Parlamente. Sie sollten das Recht haben, Gesetze  und Verordnungen der EU zu stoppen, wenn eine bestimmte Anzahl von Volksvertretungen der Mitgliedsstaaten diese ablehnt.

·       54% der Deutschen forderten, dass wieder mehr Rechte und Zuständigkeiten von der EU an die einzelnen Mitgliedsstaaten übertragen werden sollten. 

·       Mit 69 Prozent besonders klar votierten die Befragten für das Recht von  EU-Mitgliedsstaaten, den Zugang von EU-Ausländern zu Sozialleistungen an vorherige Beitragszahlungen in die Sozialkassen binden zu dürfen.

·       Die Mehrheit der Deutschen (55%) bedauert den Austritt Großbritanniens aus der EU, und so auch die weit überwiegende Zahl der Mitglieder der BCCG (89%). 


Andreas Meyer-Schwickerath

Director & Member of the Board




Press Release English

1 July 2016

The British Chamber of Commerce in Germany demands long-sighted negotiations – negative economic and social consequences because of Brexit must be avoided




More than 600,000 people in Germany and Great Britain are directly affected by Brexit



There are first indications of negative economic effects as a result of Brexit vote since the German- UK business relations are quite intensive.



-          An estimated 2.500 German companies have almost 400,000 employees in the UK

-          Around 1,200 British firms have 220,000 employees in Germany

-          The UK is the second-largest economy in the EU with a GDP of €2.5 billion

-          Great Britain is Germany’s third largest export country after the US and The Netherlands

-          German-UK bilateral trade of goods and services in 2015 achieved €183 billion – an increase of approximately 7% compared to 2014

-          Movement of goods : €136 billion

-          British exports to Germany: around €41 billion

-          German exports to the UK: approx. €95 billion

-          Exchange of services: €47 billion

-          - from UK to Germany: €23 billion

-          - from Germany to UK: €24 billion



50% of the UK’s export go to EU

Germany is the most important country for exports from the UK



The majority of our members share the view that the complex global challenges can only be solved multilaterally. Therefore the BCCG is supporting a multilateral social and economic exchange as a contribution to solve the conflict. “At the moment politics do not manage to reach broad parts of the society, neither in the UK nor in other member states of the EU. Changes are needed or the EU as a whole is at stake”, says Andreas Meyer-Schwickerath, managing director of the British Chamber of Commerce in Germany.



Reforms are needed to win back the confidence of the people in the EU. Only then it will have a long-term perspective. Only then one can meet the global challenges together.



FORSA poll on EU reforms made at the end of 2015 commissioned by BCCG:



-          64% of the people were in favour of veto rights for the national parliaments

-          54% of the Germans demanded more rights and responsibilities back into the hands of the individual member states

-          69% want EU member states to have a right to link access to social benefits for people from other EU countries with pervious payments of contributions into the social insurances

-          A majority of Germans (55%) feels sad about the UK exit from EU and so does an overwhelming majority of BCCG members (89%).





Andreas Meyer-Schwickerath

Director & Member of the Board

British Chamber of Commerce in Germany e.V.

Friedrichstr. 140, 10117 Berlin, Germany
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