Studie zum Brexit: Deutsche
Wirtschaftsunternehmen rechnen mit hartem Brexit, die Bevölkerung erwartet
hingegen weichen Brexit
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43 Prozent der Wirtschaftsvertreter und
Mitglieder der BCCG rechnen mit einem Bedeutungsverlust der EU nach dem Brexit
– unter der deutschen Bevölkerung glauben dies nur 27 Prozent
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73 Prozent der Wirtschaftsvertreter und
Mitglieder der BCCG erwarten Schäden für die deutsche Wirtschaft
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Spannende Podiumsdiskussion: Ohne jeden
Zweifel wird der BREXIT stattfinden. Es geht um Kompromisse, nicht
Rosinenpickerei. Beide Seiten wissen: es
gibt eine Zeit nach den BREXIT, in der werden wir wieder aufeinander angewiesen
sein. Das sollte allen deutlich vor Augen stehen. Es wird jeder Federn lassen.
Natürlich muss sich die Wirtschaft auf potentielle negative Folgen vorbereiten.
Aber auch dabei gilt der Blick nach vorne.
Less than one year to go: Der
Brexit-Countdown läuft! Doch im gleichen Maß wie es immer weniger Tage bis zum
29. März 2019 sind, steigt die Zahl der Fragen im Zusammenhang mit dem
EU-Austritt der Briten und die Details, die geregelt werden müssen, immer
weiter. Fakt ist: Die Brexit-Gespräche werden alle beschäftigen: Politik,
Wirtschaft und Gesellschaft – und die Einschätzungen zum Brexit weichen stark
voneinander ab. Die britische Regierung ist allein aus innenpolitischen Gründen
nicht dazu in der Lage, konkretere Vorschläge für die künftigen Beziehungen zu
machen. Was tun? Die EU muss, wie die
Briten auch, flexibel auf das reagieren was zur Verhandlung steht. Daher ist
eine andere Verhandlungsführung der EU, mit Unterstützung der Wirtschaft und
eigenen Vorschlägen notwendig, um potentielle Schäden für die politischen und
Wirtschafts-Beziehungen zu minimieren.
Das zeigen auch die Ergebnisse der
aktuellen Studie zum Brexit. Ein Kernergebnis: Die Sicht der deutschen
Bevölkerung und der Wirtschaftsvertreter und Mitglieder der BCCG auf die Frage
„Rechnen Sie mit einem weichen oder harten Brexit?“ unterscheiden sich stark
voneinander. Rechnen die Wirtschaftsvertreter und Mitglieder der BCCG
mehrheitlich (55 %) mit einem hartem Brexit (weicher Brexit 40 %; Rest keine
Angabe), erwartet über die Hälfte der deutschen Bevölkerung (53 %) hingegen
einen weichen Brexit (harter Brexit: 38 %; Rest keine Angabe). Die Studie wurde
auf der Veranstaltung „Brexit – Mehr Fragen als Antworten“ von forsa, KPMG AG,
OMFIF, BCCG und Open Europe Berlin am 11. April vorgestellt.
Deutsche
Bevölkerung viel entspannter als die Wirtschaft
Die unterschiedliche
Wahrnehmung zeigt sich auch bei der Sicht auf die Folgen des Brexits: 73
Prozent der Wirtschaftsvertreter und Mitglieder der BCCG gehen davon aus, dass
der Austritt Großbritanniens der Wirtschaft in Deutschland schaden wird. Nur
jeweils 13 Prozent erwarten keinen oder sogar einen positiven Einfluss auf die
deutsche Wirtschaft. Unter der Bevölkerung in Deutschland erwarten dagegen nur
33 Prozent negative Folgen für die deutsche Wirtschaft – 15 Prozent gehen von
positiven und 41 Prozent von keinen Folgen aus. Die Sicht der
Wirtschaftsvertreter und Mitglieder der BCCG auf die Folgen des Brexits ist
insofern besonders relevant, da 52 Prozent der befragten Unternehmen angeben,
dass die Geschäftstätigkeit ihres Unternehmens mit bzw. in Großbritannien in
den letzten fünf Jahren gestiegen ist.
Deutsche
Wirtschaft sieht Bedeutungsverlust für die EU
Mit Großbritannien verlässt zum ersten Mal in der Geschichte der EU ein
Land das Staatenbündnis. Mit dem Blick auf die Frage „Was bedeutet das für den
Einfluss und die Bedeutung der EU?“ rechnen unter den Bundesbürgern insgesamt
27 Prozent damit, dass die EU ohne Großbritannien künftig an Einfluss und
Bedeutung verlieren wird. Unter den Wirtschaftsvertretern und Mitgliedern der
BCCG gehen sogar 43 Prozent von einem Bedeutungsverlust der EU ohne
Großbritannien aus.
Prominente
Gegner und Befürworter des Brexits diskutieren Chancen und Risiken auf Berliner
Konferenz
Der Brexit und seine Folgen für Europa
und die deutsche Wirtschaft war auch ein zentrales Thema der Veranstaltung
„Brexit – Mehr Fragen als Antworten“ am 11. April. Und das Interesse daran war
groß: Vor über 60 Gästen sprachen der ehemalige britische Außenminister und
Brexit-Befürworter Lord David Owen sowie Sir Ivan Rogers, ehemaliger
EU-Botschafter des Vereinigten Königreichs und bekennender Brexit-Gegner, über
den Austritt der Briten. Während Lord Owen die immense Bedeutung des britischen
Marktes für die deutsche Wirtschaft hervorhob, verband Sir Ivan Rogers seine
Forderung an die EU-Verhandlungsführer, mehr auf England zuzugehen, mit der
Warnung an die englische Regierung, dass die Verhandlungen mit der EU in jedem
Fall noch Jahre dauern werden.
Im Zentrum der Podiumsdiskussion mit
prominenten Vertretern aus Wirtschaft und Fernsehen standen ebenfalls die
Auswirkungen des Brexits für Europa und die deutsche Wirtschaft. Die
Kernaussagen:
„Die grundsätzlichen Einstellungen der
Deutschen zum Brexit haben sich in den letzten beiden Jahren trotz der
schwierigen Verhandlungen nicht verändert:
Wie 2016 bedauert eine Mehrheit unverändert den beschlossenen Austritt
der Briten, und eine noch größere Mehrheit steht unverändert fest zur
Mitgliedschaft Deutschlands in der Europäischen Union.“
Dr. Peter Matuschek, Leiter Politik- und
Sozialforschung, forsa GmbH
„Die deutsche Politik muss noch stärker
als bisher die Interessen der deutschen Wirtschaft vertreten. Handel und Investitionen zwischen Deutschland
und UK sind nachhaltig bedroht. Deutsche
Firmen planen auf jeden Fall für den schlimmsten anzunehmenden Fall, den „Hard
Brexit“, hoffen aber für das Beste.“
Andreas
Glunz, Bereichsvorstand International Business, KPMG AG
„Politik muss sich stärker engagieren
und darf es nicht der EU Kommission alleine überlassen, hier Vorschläge zu
machen. Die wichtigen Partner in der EU, dazu gehören auch die
Wirtschaftsvereinigungen und Verbände wie die BCCG, müssen und werden sich über
die Ziele zu den künftigen Handels- und politischen Beziehungen einigen,
pragmatische Kompromissvorschläge machen.
Es geht um unser aller Zukunft.“
Michael
Schmidt, Präsident, BCCG e.V.
Über
die Studie:
Für die Studie
wurden insgesamt 1.021, nach einem systematischen Zufallsverfahren ausgewählte,
Bürger ab 18 Jahren in der Bundesrepublik Deutschland befragt.
Die Erhebung
wurde vom 8. bis 15. März 2018 mit Hilfe computergestützter Telefoninterviews
durchgeführt. Die Untersuchungsbefunde werden in einem Ergebnisbericht
vorgestellt.
Die ermittelten
Ergebnisse können lediglich mit den bei allen Stichprobenerhebungen möglichen
Fehlertoleranzen (im vorliegenden Fall +/- 3 Prozentpunkte) auf die Gesamtheit
der erwachsenen Bevölkerung in Deutschland übertragen werden.
Parallel zur
repräsentativen Bevölkerungsbefragung in Deutschland wurde auch ein Stimmungsbild
unter Mitgliedern bzw. Partnern der British Chamber of Commerce in Germany
ermittelt. Dazu wurden im Rahmen einer Online-Befragung zwischen dem 5. und 26.
März 2018 insgesamt 255 Mitglieder bzw. Partner der BCCG befragt.