Donnerstag, 28. Dezember 2017

BREXIT TAGEBUCH - Brussels Sprouts


Brussles Sprouts und Brexit

Um die Ambivalenzen der britischen Seele zu begreifen, deren Feinkostverhalten und politische Sensibilität zu verstehen, muss man die Eigenheiten der britischen Küche untersuchen.
Der britische Außenminister Robin Cook erklärte 2001 Chicken Tikka Masala zum Nationalgericht. Das war ein politisch hochbrisanter Schritt. Denn kaum hatte er es gesagt, fielen die Fish & Chips Traditionalisten über ihn her, beschuldigten ihn gar des Landesverrats.
Noch schroffer ging es in der Weihnachtszeit mit einem anderen Gourmetprodukt zur Sache- dem Rosenkohl, auf Englisch Brussels Sprouts. Nein, eben nicht "Brussel Sprouts" wie Unwissende immer wieder behaupten.


Um die Dimension des laufenden „Brussels Sprouts Scandal“ zu erfassen und zu verstehen, müssen die YOUGOV Statistiken zu Rate gezogen werden. Hier die Fakten:
+ 62% der Briten futtern zu Weihnachten Rosenkohl. Die Gesamternte täglich ab dem 1. Dezember: 150 Tonnen.
+  Am 25.12, Christmas Day, konsumieren die Briten 105 Million Rosenkohl als Beilage zum Braten, welcher Art auch immer.
+ Rosenkohl dient mit pflanzlichem Eiweiß der Stärkung unserer Abwehrkräfte und ist dazu noch preiswert.
Neben den politischen Implikationen für den damaligen Labour Außenminister Cook geriet der kleine Kohlkopf 2016 wieder in den Fokus einer fast neuen Irlandkrise.  Ein trockener Sommer machte den britischen Landwirten zu schaffen; der weihnachtliche Rosenkohl musste aus nun Irland importiert werden. Demzufolge hieß er Irish Brussels Sprouts.


Die Verwirrung unter den Käufern war groß. War das wieder ein Komplott der EU Bürokraten? Europa-Skepsis wurde erneut angeheizt.
Kaum ein Jahr später- nunmehr war London bereits in den Brüsseler Post-Brexit Verhandlungen verstrickt- begannen vor einigen Wochen britische Supermärkte mit einer raffinierten Offensive des britischen Selbstbewusstseins: Statt Brussels Sprouts wurden nun British Sprouts angeboten und gekauft.  Der Slogan "Buy British" beförderte einen gewissen Stolz.


Der Wirtschaftswissenschaftler 
Dr Jon Seaton, von der Loughborough University fand zudem heraus, britische Sprouts seien besser und billiger als die Sprout Importe aus Holland oder Frankreich. Einräumen musste er allerdings, dass Brussels Sprouts in einigen Luxusgeschäften in Kensington für ca. Euro 13.00 pro Kilo verkauft werden.
Der Blick in die Zukunft verspricht dennoch einigen etwas Hoffnung: mit vollzogenem Brexit sollen die Rosenkohlpreise sogar noch gesenkt werden. Ist das aber nun ein Argument für die British Sprouts? Die ultimative Antwort darauf kann die traditionelle Kohlfahrt der BCCG  hoffentlich im Februar liefern.


Admiral van Pommeroy


Freitag, 8. Dezember 2017

BREXIT TAGEBUCH - Irish Sea


Brexit and Fish & Chips - Irish sea is the source for many fish ending up in nasty cooking jars…


Die irische See zwischen Großbritannien und Irland hat nach dem letzten Verhandlungsmarathon in Brüssel eine besondere Bedeutung: sie ist die Außengrenze der EU.

Die irische See hat nun bekanntermaßen einen großen Fischreichtum. Dieser Fisch, der dort vieltausendfach gefangen wird, die beliebte Scholle, wird besonders gerne in London und überall in Großbritannien und in Irland sowie Nordirland, nach einer alten Tradition, gegessen. Nämlich nach einer Ummantelung mit Bröseln und der Prozedur des Frittierens zusammen mit Kartoffelchips als Fish & Chips.

Damit kommt der in Irland und Großbritannien so beliebten Scholle im Nationalgericht Fish & Chips (!) auch eine neue Rolle zu. Ist das nicht ein Grund diesen Fisch, dem es jetzt, wie sollte man sagen: an die Kiemen geht, neu zu regeln?

Nun wäre das ganz einfach auch in Zukunft, man könnte man den trilateralen Fischhandel ja weiter betreiben, wäre da nicht die EU Grenze dazwischen. So würde künftig ja der Fisch, je nach Verlauf der Grenze, entweder auf der irischen Seite (mit der durchlässigen Grenze nach Nordirland), oder auf der britischen Seite (Wales, England und Schottland angrenzend) gefangen. Das hieße aber, dass die genaue Lokation für die Zollbehörden wichtig würde, je nach Standort entweder einen Export oder Import in das oder aus dem jeweils anderen Gebiet zugrunde zu legen.

Damit müsste der Fisch dann den Zollbehörden vorgelegt werden, entweder in Irland, Nordirland oder in Wales, England oder Schottland, und die müssten dann entscheiden, welchen Zollsatz sie für den Handel zugrunde legen.

Das ist aber bei Fisch nicht so einfach. Der schwimmt ja mal unter der Grenze links oder rechts herum, schert sich nicht um Brüssel und denkt auch gar nicht daran, überhaupt gefangen zu werden. Wird er aber doch erwischt, muss jetzt der Fischer feststellen – wo war er denn gleich, oder - frei nach Loriot – wo schwimmen sie denn hin?

Wir sehen schon die Auswirkungen: nicht nur, dass das ganze länger dauert und die Frische des Fisches von Stunde zu Stunde des Verhandelns abnimmt, nein, die Grünen werden ein Fest daran finden, die übelriechenden Abgase einzufangen, solange der Fisch noch in der EU ist (bei Großbritannien ist das ja nach dem Austritt nicht so sicher – da können sich die Gerüche dann frei -aber nur auf deren Gebiet!- verbreiten). Und die Briten sind ja hart im Nehmen. Schließlich wissen sie: der Fisch stinkt zuerst vom Kopf her. 

Brüssel wird sich also mit Theresa May bald darüber unterhalten, wie man möglichst den Fisch und die Kartoffeln für die Chips zur Vermeidung weiterer Verteuerung und übelriechender Abgase, ausnimmt von jeglichen Zollgrenzen. Just-in-time-delivery wäre dann gewährleistet, wenn vernünftig verhandelt wird. Ist das noch vor dem Austritt der Briten zu schaffen? Zumindest bis dahin ist jedenfalls der Fisch noch frisch und das Nationalgericht Fish & Chips noch nicht durch billigere Ersatz-Fische aus britischen Hühnchen ersetzt…

Lady Molesworth

Mittwoch, 6. Dezember 2017

BREXIT TAGEBUCH: Ein Hauch von Nordkorea über dem Brexit?

Das Vereinigte Königreich gibt dem Kreis der vertrauteren Beobachter immer wieder Rätsel auf. Nein, nicht die Meldungen zu Harry’s bevorstehender Hochzeit (eine Vermählung wie in den  Paradise Papers) mit Meghan Markle.  Das sind ja ohnehin nur die Königreichmeldungen die wir als Leser am ehesten goutieren. Wen interessieren da noch die vermuteten Steuerhinterziehungen von Prinz Charles und der Queen?

Ansonsten ist die Nachrichtenlage aus London’s Tower of Power doch eher mager.  Frau Mays Feststellungen, dass die Insel auch nach den Brexit geografisch noch immer zu Europa gehört, lassen selbst die Sodoku verwöhnten, anglophilen Leser mit einem Gähnen zurück. Wenn es denn stimmt, dass Gott die Welt in 6 Tagen erschuf, seinerzeit ohne Einmischung von Brüsseler EU Administratoren, fällt aktuell beim Tempo der Verhandlungen und der Kakophonie aus Westminster und Brüssel auf; Gott war selbst analog noch schneller als die Verhandelnden heutzutage. 

Nun aber scheint über Brüssel und London ein Hauch von politischer Erleuchtung aus (seltsamerweise) Nordkorea zu helfen. Liegt hier gar die Erlösung von den kaum noch erklärlichen Brexit Verhandlungen ohne Brexit Bauchlandung?   

Kurz: die Befürchtungen sind groß und finster. Könnte der Brexit gar zu einem neuen Bürger/Handels/Sektenkrieg zwischen Nord-und Süd-Irland führen?  Niemand weiß das.  Deutlich ist aber: In Nordkorea sind politische Entscheidungen einfacher, schneller zu finden.  Einige sagen auch, nordkoreanische Friseure könnten das Post-Brexit Grenzproblem zwischen Irland und GB mit einer Art von Demarkationslinie temporär lösen.  Das sind aber Spekulationen.

Aber wir wissen: der begehrte Kurzhaarschnitt des Herrn Kim Jong Un beeindruckte selbst Donald Trump.  Der weiß zwar nicht so genau wo Irland und Nordkorea geografisch liegen, ist aber ein Freund des irischen Whiskeys, exotischer Frisuren und starker Worte.

Der fernöstliche Trend zeigte bereits Folgen. Die Hippster im Trendsetter Bezirk von London Kensington gehen in die lokalen Barber Shops die den inzwischen „Yong Un - hair cut“ offerieren. Warum also nicht auch mal ein neues Styling für Theresa May, Herrn Barnier oder Herrn Juncker?

Hier tun sich völlig neue Perspektiven in Sachen Brexit auf. Würden die Briten das postkoloniale Commonwealth mit Nordkorea auf 55 Länder erweitern, stünde einem Freihandelsabkommen (wie auch der Erweiterung des Spielerkaders in der  Premier League) mit Pjöngjang wenig im Wege.  Von der Gruppe der fundamentalistischen Kreationisten aus Belfast in Frau Mays Koalitionsregierung würde das sicher begrüßt werden.
Admiral van Pommeroy