Sphinxe und Rätsel
Diese ist eine Reminiszenz an
Oscar Wildes "Picture of Dorian Gray", wo der scharfsinnige Lord
Henry Wotton von einer Frau herausgefordert wird: Beschreiben Sie uns als
Geschlecht! Worauf hin er ohne Umschweife antwortet: Sphinxe ohne Geheimnisse.
Wenn man bedenkt, dass die Sphinx aus dem Altertum jeden verspeiste, der ihr
berühmtes Rätsel nicht lösen konnte, werden Frauen hier generell zu Bestien,
die den tapferen Mann, der sich ihrer Herausforderung stellt, untergehen lässt.
Das wird der holden Weiblichkeit sicher nicht gerecht. Trotzdem: Ein
wunderbares bon mot, für das Oscar Wilde neben vielen anderen dieser Art zu
Recht berühmt wurde - und ist!
Ein Gegengewicht, um fair zu
bleiben, kommt von William Shakespeare, der den Herren der Schöpfung wenig
charmant unterstellt: "Sigh no more, ladies, sigh no more, men were
deceivers ever, one foot in sea and one on shore, to one thing constant
never!"
Ob Frau May als vermeintliche
Sphinx allerdings solche Gesellen wir Boris Johnson oder Lord Hammond
verschlingen kann, bleibt fraglich, um nicht zu sagen: zweifelhaft, hätte sie
es doch sicher längst getan wenn sie's vermochte. Immerhin, George Osborne,
Rätsel oder nicht, konnte die Herausforderung nicht lösen.
Es scheint, dass die Ergründung
des Charakters von Frau May in fundamentaler Schwierigkeit jener von Frau
Merkel nicht nachsteht. Die vielen verzweifelten Versuche kommen dem bekannten
Versuch gleich, Wackelpudding an die Wand zu nageln (womit nichts über über die
physischen Eigenschaften besagter Damen gesagt sein soll). Die Damen bleiben
also höchstselbst ein Rätsel.
Daher: Es lebe das Matriachart, welches
unaufhaltsam auf uns zurollt: Merkel ist "Mutti", eine Koseform, die
allerdings Frau May in diesem Leben niemals anfliegen wird, so viel ist sicher,
wenn ein Journalist sie schon als "Maybot", in Anlehnung an einen
Roboter, bezeichnet. Maybot, or maybe not: lässt Euch nicht verschlingen,
Kinder!
George Winterfield
BCCG.de
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