Freitag, 19. Januar 2018

BCCG Kolumne: BCCG Brexit Tagebuch


Sphinxe und Rätsel


In der FAZ vom 16. Januar schrieb Gina Thomas im Feuilleton einen bemerkenswerten Artikel über die Premierministerin, Frau Theresa May, der überschrieben ist mit "Sphinx ohne Geheimnis". So lesenswert der Artikel auch ist, wird hier vor allem auf die Überschrift Bezug genommen. 

Diese ist eine Reminiszenz an Oscar Wildes "Picture of Dorian Gray", wo der scharfsinnige Lord Henry Wotton von einer Frau herausgefordert wird: Beschreiben Sie uns als Geschlecht! Worauf hin er ohne Umschweife antwortet: Sphinxe ohne Geheimnisse. Wenn man bedenkt, dass die Sphinx aus dem Altertum jeden verspeiste, der ihr berühmtes Rätsel nicht lösen konnte, werden Frauen hier generell zu Bestien, die den tapferen Mann, der sich ihrer Herausforderung stellt, untergehen lässt. Das wird der holden Weiblichkeit sicher nicht gerecht. Trotzdem: Ein wunderbares bon mot, für das Oscar Wilde neben vielen anderen dieser Art zu Recht berühmt wurde - und ist! 

Ein Gegengewicht, um fair zu bleiben, kommt von William Shakespeare, der den Herren der Schöpfung wenig charmant unterstellt: "Sigh no more, ladies, sigh no more, men were deceivers ever, one foot in sea and one on shore, to one thing constant never!" 

Ob Frau May als vermeintliche Sphinx allerdings solche Gesellen wir Boris Johnson oder Lord Hammond verschlingen kann, bleibt fraglich, um nicht zu sagen: zweifelhaft, hätte sie es doch sicher längst getan wenn sie's vermochte. Immerhin, George Osborne, Rätsel oder nicht, konnte die Herausforderung nicht lösen. 
Es scheint, dass die Ergründung des Charakters von Frau May in fundamentaler Schwierigkeit jener von Frau Merkel nicht nachsteht. Die vielen verzweifelten Versuche kommen dem bekannten Versuch gleich, Wackelpudding an die Wand zu nageln (womit nichts über über die physischen Eigenschaften besagter Damen gesagt sein soll). Die Damen bleiben also höchstselbst ein Rätsel.
Daher: Es lebe das Matriachart, welches unaufhaltsam auf uns zurollt: Merkel ist "Mutti", eine Koseform, die allerdings Frau May in diesem Leben niemals anfliegen wird, so viel ist sicher, wenn ein Journalist sie schon als "Maybot", in Anlehnung an einen Roboter, bezeichnet. Maybot, or maybe not: lässt Euch nicht verschlingen, Kinder! 

George Winterfield
BCCG.de

Freitag, 12. Januar 2018

BREXIT Tagebuch - Kolumne der BCCG


Brexit, Orangen, Cheese und Churchill – Europas dunkelste Stunde

Der Angriff deutscher Bomber auf London 1940 zur Jahreswende (The Blitz), war in der Tat ein finsterer Tag für die Briten. Der Verlust der britischen Kontrolle über Indien 1948 und der Rückzug britischer Truppen vom Suezkanal, das alles liegt den Menschen des Vereinigten Königreiches noch immer schwer im Magen.

Kein Wunder also, dass nun, gut ein Jahr vor dem Brexit, zu den letzten wirklich scharfen Waffen der Verteidiger Großbritanniens gegriffen wird. Und genau deshalb wird der 10. Januar 2018 in die englische Geschichtsschreibung eingehen.

Denn an diesem kalten und nebeligen Januartag eilte eine mutige Delegation der „Leave Means Leave Campaign“ mit Lord John Longworth als Speerspitze sowie UKIP Mitglied Mr. Woolfe zum Treffen der Europäischen Kommission mit Michael Barnier nach Brüssel.

Im Gepäck der Pro Brexit Streiter fanden sich einige Mitbringsel, die den zutiefst französisch fühlenden Gourmet Herrn Barnier in schwere Irritationen versetzte.  In einem Geschenkkorb, auch Fresskorb genannt (bei Arbeitsjubilaren immer wieder gern verschenkt), überreichten die Herren aus London edle Waren an den europäischen Feind.

Darin enthalten waren:

+ Eine komplette Shakespeare-Ausgabe
+ Ein Glas (200 Gramm) Marmite+ Teebeutel (100 Stueck) von PG Tips+ 200 Gramm Cheddar Käse (angeblich von Marks & Spencer, aber hier sind die Quellen  
   ungenau)
+ Ein Glas Orangenmarmelade (rough cut, natürlich)+ Eine Flasche englischen Pinot Noir (das wird Herrn Barnier sehr geärgert haben)
+ Eine Flasche Hendrick‘s Gin (ungekühlt)

Dieser so eiskalt vorgetragene Frontalangriff auf die Geschmacksnerven des Herrn Barnier soll dennoch die gewünschte Wirkung verfehlt haben. Herr Barnier nahm die Gaben an, ging aber sofort zur Tagesordnung über und verlangte erneut von den Briten Euro 52 Mrd. Rückzahlung an die EU.  Aus internen Quellen stammt die Information, dass Herr Barnier den Fresskorb mit dem Fuß unter den Verhandlungstisch trat. „So ein minderwertiger Mist kommt mir nicht ins Haus“, will ein Reporter der Daily Mail von Barnier gehört haben.

Eine andere Information erhielt der Verfasser dieser Kolumne von einem Mitarbeiter des EU- Haushaltskommissars Günther Oettinger, einst ein Jemand in Baden-Württemberg, heute irgendwie in Brüssel.  Dem fiel sofort, in Anbetracht der in Plastik und Cellophan verpackten englischen Delikatessen, die Einführung einer europäischen Plastiksteuer ein.  Mal eben so als Strafe für den ganzen Verpackungsmüll und eben zur Kompensation der zukünftig fehlenden EU Beiträge aus London.  

Nebenbei ließe sich erwähnen, dass die britischen Demissionäre kurz nach der Geschenkübergabe an den EU Brexit CEO Barnier im heftigen Streit übereinander herfielen.  Denn der Lord John Longworth hatte auf dem Marmeladenglas entdeckt, dass die Orangen darin aus Spanien kamen, der Dorset Käse mit Milch aus Holland hergestellt wurde.

Die EU Pressesprecherin war zu einem Kommentar zu unserer Kolumne leider nicht erreichbar.


Abs. Robert Fortesworth, www.BCCG.de, 12. Januar 2018